Akupunktur kann gestörte Funktionen wieder harmonisieren und Blockaden beseitigen. Sie steigert das Wohlbefinden, lindert Schmerzen und sorgt für einen erholsamen Schlaf.

 

Bereits im Jahr 1979 hatte die Weltgesundheitsorganisation (WHO) eine Liste von Krankheiten zur Anwendung von Akupunktur veröffentlich. Akupunktur ist heute die tragende Säule der TCM in den westlichen Ländern.

Was bedeutet Akupunktur?

Dieser Begriff setzt sich aus zwei lateinischen Wörtern zusammen: acus = Nadel und pungere = stechen. Damit wird eine alte, aus China stammende Heilweise bezeichnet, bei der ganz feine und dünne Nadeln gestochen werden. Diese Reiztherapie aktiviert körpereigene Reparaturmechanismen.

 

Von allen Teilbereichen der Chinesischen Medizin ist die Akupunktur, die im Westen am weitesten verbreitete Therapiesäule der TCM.

 

Wie wirkt Akupunktur?

 

 

Nach dem chinesischen Verständnis von Gesundheit ist der gesamte Organismus von einem dichten Netzwerk von Kanälen, den Meridianen, durchzogen. Es existieren 12 Hauptmeridiane und 8 "Außerordentliche Gefäße". Darin fließt die Lebensenergie Qi. Sind ihre Anteile -  Yin und Yang -  im Gleichgewicht herrscht Harmonie. Ein Ungleichgewicht führt zu körperlichen und seelischen Erkrankungen. Durch die Nadelung von individuellen Punkten wird das harmonische Fließen des Qi gefördert.

 

 

Ist Akupunktur schmerzhaft?

Die Akupunkturbehandlung wird von den meisten Menschen als eine insgesamt sehr entspannende Therapie empfunden. Durchaus nicht selten kommt es vor, dass meine Patienten dabei auf der Liege einschlafen. Das Treffen des Qi in den Leitbahnen kann ein Gefühl der Wärme, des Kribbelns oder Ziehens (De-Qi-Gefühl) auslösen. Häufig beschreiben Patienten eine Ausbreitung dieser Sensation im Meridianverlauf. Manchmal wird dieses Gefühl als unangenehm empfunden. Nach einigen Sekunden verschwindet es jedoch wieder. Für den Behandlungserfolg ist es sehr wichtig, das Qi in den Leitbahnen zu treffen. Ich verwende für die Akupunktur nur sehr feine Nadeln, daher ist eine Behandlung gut zu ertragen und tut weit weniger weh, als eine Injektion.

 

 

 

Körper-Akupunktur

Durch das Stechen von Akupunkturnadeln wird der Energiefluss in den Meridianen des Körpers angeregt. Köperregionen können auf diese Weise gezielt über eine vermehrte Durchblutung mit Sauerstoff, Nährstoffen, Hormonen und Blutzellen versorgt werden. Die Selbstheilungskräfte werden angeregt, das vegetative Nervensystem balanciert.

 

Der Therapeut ist in der Lage, durch individuelle Punkte und einer spezielle Nadelung Energie aufzufüllen, oder eine Stauung und Blockade aufzulösen. Er kann aber auch an spezifischen Akupunkturpunkten Wärme zuführen oder Hitze/Fülle durch Schröpfen oder Mikroaderlass ausleiten.

 

 

 

Ohr-Akupunktur

Die Ohrakupunktur ist ein Teilbereich der sogenannten Aurikulotherapie, die neben der Akupunktur auch Ohrmassage, Störherddiagnostik und Laserbehandlung der Ohrmuschel zu therapeutischen Zwecken beinhaltet. Man geht bei dieser Methode davon aus, dass sich der gesamte Körper auf die Ohrmuschel projiziert.

 

 

Eine Besonderheit der Ohr-Akupunktur liegt darin, dass die wirksamen Punkte besonders empfindlich sind und auf Druck reagieren. Im Gegensatz zur Körper-Akupunktur ist nur ein gestörter Punkt auch nachweisbar. Die Punkte werden vor der Nadelung mit einem stumpfen Gegenstand aufgesucht und durch die Rückmeldung des Patienten festgelegt.

 

 

 

Ohr-Akupressur mit Samenkörnern

Eine weitere Behandlungsmöglichkeit am Ohr besteht im Anbringen von Samenkörnern, einer intensiven Form der Ohr-Akupressur. Sie werden mit Hilfe von winzigen Pflasterstreifen „geklebt“ und verbleiben für ca. eine Woche am Ohr. Mit der stumpfen Seite der Nadel werden diese Punkte vorher zusammen mit dem Patienten herausgefunden. Diese Behandlung eignet sich hervorragend für Kinder, aber auch u.a. zur Nikotinentwöhnung, bei Schlafbeschwerden, Schmerzen und Allergien bei Erwachsenen.

 

Auf diesem Bild sehen Sie, wie mit der stumpfen Seite einer Nadel der empfindliche Punkt am Ohr aufgesucht wird. Nach Bestätigung durch den Patienten wird dieser Punkt anschließend genadelt oder mit Samenkörner-Akupressur behandelt.

 

 

Grenzen der Akupunktur

  „Akupunktur heilt, was gestört ist. Akupunktur heilt nicht, was zerstört ist“ Prof. Dr. Dr. H. F. Herget, Pionier der Akupunktur-Analgesie

 

So ist Akupunktur nicht zur Heilung von bösartigen oder lebensbedrohlichen Erkrankungen geeignet. Natürlich kann man dennoch deren Begleiterscheinungen wie Übelkeit aufgrund der Chemotherapie, Schmerzen oder Schlafbeschwerden sehr gut mit Akupunktur behandeln.  Die Grenzen der Akupunktur liegen dort, wo bleibende Gewebeschäden bereits aufgetreten sind.

 

 

 

Mögliche Nebenwirkungen der Akupunktur

Aufgrund eines möglichen Blutdruckabfalles können kurzzeitige Kreislaufreaktionen wie Schwindel, Müdigkeit oder ein Kreislauf-Kollaps auftreten. Nach der Akupunktur sollten Sie sich erst wieder an das Steuer Ihres Autos setzen, wenn Ihr Kreislauf stabil ist.

 

In der Literatur beschriebene sehr seltene Verletzungen von Organen treten bei sachgerechter Anwendung nicht ein.

 

Durch die feinen Akupunkturnadeln erfolgt keine Infektion. Damit Sie sich jedoch sicher fühlen, werde ich die Akupunkturstellen vor der Nadelung trotzdem desinfizieren.

 

Selten kann es zu kleinen Blutergüssen (Hämatomen) an der Einstichstelle kommen.

 

Bei Blutungsgefahr und während einer akuten Psychose darf nicht genadelt werden.

 

 

 

Einige Beispiele wissenschaftlicher Erkenntnisse  

Hautwiderstand

Definition: Elektrischer Widerstand der Haut bei Einwirkung von Reizen

 

Durch elektrophysiologische Untersuchungen konnte gezeigt werden, dass der Hautwiderstand an den Akupunkturpunkten im Vergleich zu seiner Umgebung niedriger ist. Auf dieser Basis wurden sogenannte Punkt-Suchgeräte entwickelt. Für den erfahrenen Akupunkteur sind diese Geräte allerdings nicht von großer praktischer Relevanz.

 

 

Wechselwirkungen zwischen den inneren Organen und Arealen der Körperoberfläche, den sog. Head´schen Zonen

 

Der Körper des Menschen wird von Nerven (Neuronen) innerviert. Diese gehen vom Kopf oder vom Rückenmark aus. Nerven enthalten Anteile, die die Bewegung ermöglichen, Schmerzempfindungen steuern, den Blutdruck und den Herzschlag regulieren, um nur einige wenige Funktionen zu benennen. Über weitere Verschaltungen im Körper erreicht dieser gleiche Nerv mit weiteren Fasern auch sein zugehöriges inneres Organ, z. B. das Herz oder die Nieren.

Die westliche Medizin teilt die gesamte Körperoberfläche in sog. Head´sche Zonen ein. In dieser Zone erreicht ein definierter sensibler Anteil des vom Rückenmark ausgehenden Neurons die Haut, während die anderen Anteile desselben Neurons die weiteren, ihnen zugewiesenen Aufgaben erledigen.  Schmerzen eines inneren Organs werden auf die segmental zugehörigen Zonen der Körperoberfläche übertragen. Bestimmte Punkte der TCM entsprechen neurophysiologisch dieser segmentalen Zuordnung. Sie werden zur Diagnostik und Therapie der ihnen zugeordneten Inneren Organe verwendet.

 

Head´sche Zonen wurden 1894 von Head und MacKenzie entdeckt.

 

 

 

Gate Control Theorie von Melzack und Wall 1965

 

Nach der Gate Control Theory werden äußere und innere Schmerzreize von Schmerzrezeptoren in Haut, Muskeln, Gelenken und inneren Organen aufgenommen. Diese Informationen werden an das Rückenmark weitergeleitet und hier mit dem 2. Neuron der Schmerzbahn verschaltet. Auf diese Verschaltung gibt es vielfältige Einflüsse:

1. Die Schmerzweiterleitung wird von anderen aufsteigenden Nervenfasern durch Ausschüttung von Glutamat unterdrückt

2. Absteigende Bahnen aus dem Gehirn hemmen die Schmerzintensität durch die Ausschüttung von Serotonin

3. Innerhalb des Rückenmarks werden Opioid Peptide (Endorphine) ausgeschüttet.

 

Die im Jahr 1965 von Melzack und Wall entwickelte Gate-Control-Theorie besagt, dass im Rückenmark Schmerzen, durch eine Stimulation von bestimmten Nervenfasern, gehemmt werden.

 

 

Bereits 1965 konnten Melzack und Wall zeigen, dass die Weiterleitung der Schmerzimpulse im Rückenmark sowohl von peripheren als auch von absteigenden Bahnen aus dem Gehirn gehemmt werden können. Der Organismus verfügt somit über ein körpereigenes Schmerzhemmsystem, das individuell und situationsabhängig mehr oder weniger stark aktiv ist. So kommt es beispielsweise bei sehr starker emotionaler Erregung oder bei großen Verletzungen (z. B. bei einem Autounfall) dazu, dass die betroffene Person über den Gate-Control-Mechanismus die Schmerzen zunächst nicht wahrnimmt und ausblendet. Auch die analgetische (schmerzhemmende) Wirkung von Akupunktur kann durch diese Theorie erklärt werden.